Starkregengefahrenkarten

Starkregengefahrenkarten Gemeinde Bisingen

Die vielen Überflutungsereignisse in den letzten Jahren, gerade die schweren Überschwemmungen u.a. im Ahrtal aber auch das Starkregenereignis am 02.05.2024 in Bisingen haben wieder einmal auf drastische Weise gezeigt, welche katastrophalen Auswirkungen Hochwasser- und Starkregenereignisse haben können. Es muss davon ausgegangen werden, dass das heute wichtige Thema Starkregen durch die Folgen des Klimawandels zukünftig noch weiter an Bedeutung gewinnen wird.

Hochwasserschäden können nicht nur durch Überlastungen der Gewässer, sondern auch abseits der Gewässer durch sogenanntes „wild abfließendes Wasser“ entstehen. Ausgelöst werden solche Überflutungen meist durch lokal begrenzte Starkregenereignisse kurzer Dauer und hoher Niederschlagsintensität, z.B. in Form typischer Sommergewitter. Starkregenereignisse können in den Ortslagen zu verheerenden Überflutungen führen, erscheinen jedoch aufgrund ihrer Kleinräumigkeit meist nur in der lokalen Presse.

Unterscheidung Flusshochwasser und Starkregen

In größeren Flusseinzugsgebieten entstehen Hochwasserschäden häufig durch Ausuferungen von Oberflächengewässern. Die Überflutungen breitet sich dabei ausgehend vom Gewässerlauf in die angrenzenden Bereiche aus. Sie entstehen durch eine andauernde Überregnung in großen Teilen des Einzugsgebietes. Überflutungsgefahren aus Gewässern mit einem Einzugsgebiet größer 10 km² werden standardmäßig in den Hochwassergefahrenkarten (HWGK) abgebildet.

In der Gemeinde Bisingen werden für ausgewählte Abschnitte der Gewässer Klingenbach und Weidenbach Überflutungen in den Hochwassergefahrenkarten abgebildet.

Ergänzend dazu wurden Flussgebietsuntersuchungen (FGU) nach einer ähnlichen Methodik durchgeführt. So wurden in der Gemeinde Bisingen auch Abschnitte des Angelbach, Borrenbach, Aspenbach, Grenzbach und Weidenbach im Rahmen einer FGU untersucht und Überflutungsbereiche dargestellt.

Überflutungen durch Starkregen finden im Gegensatz dazu insbesondere auf der Geländeoberfläche, in Gräben und Mulden und in sehr kleinen Gewässern statt. Der Abfluss erfolgt oberflächlich und dem Gefälle folgend zu den Gewässern hin. Ausgelöst werden solche Überflutungen meist durch sehr kleinräumige Niederschlagsereignisse mit kurzer Dauer und hoher Niederschlagsintensität. Seit 2016 unterstützt das Land Baden-Württemberg die Kommunen bei der Erstellung von Starkregengefahrenkarten nach einer einheitlichen Methodik, welche die oberflächlichen Fließwege bis zu den größeren Gewässern für drei Starkregen-Szenarien aufzeigen.

Flussgebietsuntersuchungen in den Ortsteilen Wessingen und Zimmern

Zeitgleich mit der Untersuchung zum SRRM wurde durch das Ingenieurbüro WALD+CORBE Consulting GmbH eine Flussgebietsuntersuchung für ausgewählte Gewässer in den Ortsteilen Thanheim, Wessingen und Zimmern durchgeführt. Hier wird im Gegensatz zum SRRM das Augenmerk auf die Überflutungen, welche durch eine Überlastung der Gewässer hervorgerufen werden, untersucht.

Für Innerortsbereiche wird nach Landesempfehlung (LfU/LUBW, 2005) dabei entlang der Gewässer i.d.R. ein Schutzgrad von (50 bis) 100 Jahren angestrebt. Sowohl die Hochwassergefahrenkarten (HWGK) Untersuchungen des Landes Baden-Württemberg als auch die Häufigkeit der in den letzten Jahrzehnten aufgetretenen Hochwasserereignisse deuten darauf hin, dass in den betrachteten Ortslagen und Gewässern ein derzeit deutlich geringerer Hochwasserschutz vorliegt und eine Verbesserung des Schutzes daher anzustreben ist.

Die erstellten Überflutungsflächen- und Tiefenkarten aus der Flussgebietsuntersuchung liefern Informationen zu den bei Überlastungen der Gewässer auftretenden Überschwemmungen und Gefährdungen. Erstellt wurden Karten für HW-Ereignisse unterschiedlicher Jährlichkeiten (z.B. 10-jährliches HW: HQ10). Nach der Statistik wird dabei ein HQ10 mindestens einmal in 10 Jahren, ein HQ100 mindestens einmal in 100 Jahren erreicht bzw. überschritten.

HW-Schutzmaßnahmen werden meist auf 100-jährliche HW bemessen. Wie die zunehmende Anzahl an Starkregenereignissen der letzten Jahre zeigt, ist durch die Folgen der Klimaänderung mit einer Häufung an Schadensereignissen zu rechnen. Laut einer Untersuchung des Landes BW wird im Bereich von Bisingen durch Folgen der Klimaänderung eine Erhöhung der 100-jährlichen HW-Abflüsse bis zum Jahr 2050 um 15 Prozent erwartet. Um auch in Zukunft einen ausreichenden Hochwasserschutz sicherstellen zu können, wird, falls möglich und sinnvoll, für die Bemessung der vorgeschlagenen HWS-Maßnahmen der HQ100 Bemessungsabfluss um diesen Klimaänderungsfaktor (HQ100Klima) erhöht.

Starkregengefahrenkarten

In der letzten Dekade war eine enorme Zunahme an Starkregenereignissen zu beobachten, bei denen katastrophale Überflutungen und hohe Schäden auftraten. Es muss davon ausgegangen werden, dass das heute wichtige Thema Starkregen durch die Folgen der Klimaänderung zukünftig noch weiter an Bedeutung gewinnen wird.

Die Gemeinde Bisingen hat daher eine Untersuchung zum Starkregenrisikomanagement durch das Ingenieurbüro Wald + Corbe erstellen lassen. Dabei wurde die Gefährdungslage des Gemeindegebietes bei starkregenbedingten Überflutungen untersucht und darauf aufbauend Starkregengefahren- und –risikokarten erstellt sowie ein Handlungskonzept zur Gefahrenabwehr und Starkregenvorsorge entwickelt.

Im ersten Abschnitt der Untersuchung wurden die Ortsteile Thanheim, Wessingen und Zimmern im Zeitraum von 2021 bis 2023 eingehend untersucht. Anschließend wurde der Kernort Bisingen mit Steinhofen untersucht und inzwischen abgeschlossen. 

Das zentrale Ergebnis der Untersuchung sind die Starkregengefahrenkarten (SRGK). Diese zeigen die flächigen Ausdehnungen und Tiefen der Überflutungen sowie die tiefengemittelten Fließgeschwindigkeiten für drei verschiedenen Starkregenszenarien*.

Die Szenarien der drei Abflussereignisse können wie folgt eingeordnet werden:

selten < außergewöhnlich < extrem.

Ein extremes Abflussereignis wird durch ein extremes Niederschlagsereignis (128mm in 1 Stunde) generiert und stellt eine Naturkatastrophe dar. Zur Konzeption von kleineren Schutzmaßnahmen wird empfohlen, sich am außergewöhnlichen Szenario zu orientieren. Es wird immer der Maximalwert (Überflutungstiefe, Fließgeschwindigkeit) über das Gesamtereignis (eine Stunde Beregnungszeit und eine Stunde Nachlauf) dargestellt. Das bedeutet, dass die in den Karten dargestellte Überflutungssituation nicht überall zum gleichen Zeitpunkt auftreten muss.

Wichtiger Hinweis: Da die Überflutungsgefahren an größeren Gewässern landesweit bereits in den Hochwassergefahrenkarten (HWGK) dargestellt sind, sollen die Starkregengefahrenkarten die oberflächlichen Überflutungen im Regelfall nur bis zum Rand des in der HWGK betrachteten Gewässerabschnitts darstellen.

Um dies zu erreichen wird die zufließende Wassermenge an der Gewässersohle aus dem hydraulischen Modell entnommen. Die entsprechenden Gewässerabschnitte sind in den Starkregengefahrenkarten als ‚HWGK-Gewässer‘ gekennzeichnet.

Die Starkregengefahrenkarten sind das Schlüsselelement zur Darstellung der Gefährdung und zur Identifikation von Risiken. Sie bilden die Grundlage zur Verortung der zu treffenden Vorsorgemaßnahmen. Mit Hilfe dieser Informationen können Sie abwägen, inwiefern Ihre Wohnung oder Ihr Haus von Starkregenszenarien betroffen ist.

Die Vorhersage vor lokal begrenzten Starkregenereignissen ist, im Gegensatz zu Hochwasser an großen Flüssen, mit großen Unsicherheiten behaftet, da diese Ereignisse räumlich und zeitlich hoch variabel sind. Durch die unsichere Warnlage ergeben sich extrem kurze Vorwarnzeiten, insofern ist es schwierig im Ereignisfall noch Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Grundstücks- und Hausbesitzer sollten daher frühzeitig Vorsorge treffen, um sich und ihr Eigentum zu schützen.

Auszug aus dem Wasserhaushaltsgesetz (WHG)
§ 5 Allgemeinde Sorgfaltspflichten
Abs. 2:

Jede Person, die durch Hochwasser betroffen sein kann,
ist im Rahmen des ihr Möglichen und Zumutbaren verpflichtet,
geeignete Vorsorgemaßnahmen zum Schutz vor nachteiligen
Hochwasserfolgen und zur Schadensminderung zu treffen,
insbesondere die Nutzung von Grundstücken den möglichen
nachteiligen Folgen für Mensch, Umwelt oder Sachwerte durch
Hochwasser anzupassen.

Das Ingenieurbüro WALD+CORBE Consulting GmbH wird das erstellte Kartenmaterial und Untersuchungsergebnis für die Gemeinde Bisingen bei einer Informationsveranstaltung am 24. Oktober 2024 der Bevölkerung vorstellen. Die Karten stehen in digitaler Form in den kommenden Tagen auf der Homepage der Gemeinde Bisingen zur Verfügung.

Unter den nachfolgenden Links können Sie die Starkregengefahrenkarten für Bisingen und den Ortsteilen Thanheim, Wessingen und Zimmern einsehen. Die Untersuchungsgebiete sind gegliedert in die Ortslage Thanheim und, aufgrund des Verlaufs des Weidenbachs, in die Ortslagen Zimmern zusammenhängend mit Wessingen. 

Starkregengefahrenkarten Bisingen mit Steinhofen

Starkregengefahrenkarten Ortsteil Thanheim

Übersichtskarten für alle drei Szenarien

Detailkarten für das außergewöhnliche Szenario

Starkregengefahrenkarten Ortsteile Wessingen und Zimmern

Übersichtskarten für alle drei Szenarien

Detailkarte für das außergewöhnliche Szenario

Sammlung Links zu weiterführenden Informationen:

Thema Objektschutz

Hochwasserschutzfibel des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat: https://www.fib-bund.de/Inhalt/Themen/Hochwasser/2022-02_Hochwasserschutzfibel_9.Auflage.pdf

Leitfaden Starkregen - Objektschutz und bauliche Vorsorge des Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR): https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/veroeffentlichungen/sonderveroeffentlichungen/2018/leitfaden-starkregen-dl.pdf?__blob=publicationFile&v=1

Informationsvideo des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe: https://www.bbk.bund.de/SharedDocs/Videos/DE/Baulicher_Bevoelkerungsschutz/youtube_baulicher-bevs_starkregen.html?nn=63894

Internetauftritt Hochwasserrisikomanagement für Bürgerinnen und Bürger des Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg: https://www.hochwasser.baden-wuerttemberg.de/buergerinnen-und-buerger

Internetauftritt Hochwasserrisikomanagement für Unternehmen des Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg: https://www.hochwasser.baden-wuerttemberg.de/unternehmen

Thema: Richtiges Verhalten im Hochwasserfall

Kompaktinformation - Pflicht und Möglichkeiten der Eigenvorsorge für den Hochwasserfall: https://www.hochwasser.baden-wuerttemberg.de/documents/20122/39136/Kompaktinformation%20Pflicht%20und%20M%C3%B6glichkeiten%20der%20Eigenvorsorge%20f%C3%BCr%20den%20Hochwasserfall

Infoblatt - Was tun, wenn Hochwasser droht? https://www.hochwasser.baden-wuerttemberg.de/documents/20122/39136/Infoblatt Vorsorge B%C3%BCrger %E2%80%93 Was tun wenn Hochwasser droht

Thema: Aktuelle Informationen zu Hochwasserereignissen

https://www.hochwasser.baden-wuerttemberg.de/aktuelle-hochwassersituation