Die Abwasserteichanlage Wessingen/Zimmern wurde von August 1985 bis Mai 1987 gebaut. Sie war nach Brittheim die zweite Anlage dieser Art im Regierungsbezirk Tübingen.
Eine außergewöhnliche Anlage
Abwasserteichanlagen sind ein relativ junger Zweig der Klärtechnik. Unsere Anlage für Wessingen und Zimmern war nach Brittheim erst die zweite Anlage dieser Art im Regierungsbezirk Tübingen. In Bayern arbeiten bereits mehrere Abwasserteichanlagen seit Jahren mit Erfolg, so dass ausreichende Erfahrungen vorliegen.
Das Besondere an Abwasserteichanlagen: sie kommen bei ausreichender Größe ohne Technik aus. Die Abwässer fließen mit natürlichem Gefälle durch mehrere Teiche, in denen Bakterien den natürlichen Abbau der Schmutzstoffe ohne Zusatz von Chemikalien bewirken.
Dazu benötigen sie allerdings viel Luftsauerstoff und deshalb große Teichflächen. Bei relativ geringen Teichgrößen (wie in Wessingen-Zimmern) muss der fehlende Luftsauerstoff über ein Röhrensystem eingeblasen werden. Bei entsprechendem Druck durchdringt er den gesamten Teichinhalt. Nur so ist eine gleichmäßige Belebung der Bakterienkulturen gewährleistet.
Die Abwasserteichanlage Wessingen-Zimmern besteht aus Belüftungsteichen mit schwimmender Tiefendruckbelüftung, einem unbelüfteten Nachklärteich und einem Schönungsteich. Die Teiche sind hintereinander geschaltet, um stufenweise einen intensiven Abbau der Schmutzstoffe zu erzielen.
Der Schönungsteich unterscheidet sich von den vorgeschalteten Teichen nicht nur durch seine unregelmäßige Form, sondern erhält auch durch Flachwasserzonen, Inseln und Pflanzen den Charakter eines Feuchtbiotops. Der Ablauf des Schönungsteichs mündet im Weidenbach.
Während normale Kläranlagen täglich entschlammt werden müssen, braucht der Schlamm, der sich am Boden der Teiche ansammelt, nur etwa alle 5 bis 7 Jahre entfernt zu werden. Befahrbare Rampen in der Teichböschung erleichtern die Entschlammung.
Die beiden Belüftungsteiche dienen neben der Abwasserreinigung auch der Regenwasserbehandlung und als Pufferbecken, so dass zusätzliche Regenrückhaltebecken eingespart werden konnten.
Bakterien als „Saubermänner“
Bei der Reinigung von Abwässern haben Bakterien eine wichtige und nützliche Funktion zu erfüllen. Seit mehr als achtzig Jahren werden sie in Kläranlagen als biologische Abwasserreiniger genutzt. Sie ernähren sich von organischen Substanzen und bauen sie dabei bis zu 95 % ab. Wo sie fehlen, gibt es keine einwandfreie Klärung. Damit sie ihre nützliche Arbeit verrichten können, benötigen sie Sauerstoff. Wo er fehlt, muss er künstlich über Druckluftleitungen eingebracht werden. Durch dosierte Zufuhr von Luftsauerstoff kann die Reinigungskraft der dem bloßen Auge unsichtbaren »Saubermänner« gesteuert werden.